PCB-Verdacht in Bergkamen

Am Dienstag, den 18.08.2020 berichtete die örtliche Presse von einem PCB-Verdacht in Bergkamen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) stellte nach Aussage der Bezirksregierung Arnsberg bereits im letzten Jahr erhöhte PCB-Werte im Bereich des Industriegebietes nördlich der Erich-Ollenhauer-Straße fest. Deshalb wurden gezielt Container mit Löwenzahn—Kulturen dort angelegt. Nun wies dieser Löwenzahn bei der Untersuchung durch das LANUV erneut erhöhte PCB-Werte auf. Der mögliche Verursacher könnte die Firma „M&R Recycling Solution“ sein, die Elektroaltgeräte verwertet. Oder auch das sogenannte „Biomassekraftwerk“ von innogy, das belastete und auch mit Kunststoff-beschichtete Hölzer verbrennt.
Das LANUV will nun in den betroffenen Bereichen Grünkohlpflanzen ausbringen, um erneut zu testen, wie stark die Luft mit PCB belastet ist. Das ist das Standardverfahren. Grünkohlblätter haben eine große Oberfläche und eine Wachsschicht. Das PCB kann gut in die Pflanze eindringen, weil es fettlöslich ist. Konkrete Ergebnisse sind dann im nächsten Frühjahr zu erwarten. Bis dahin sollen die Anwohner kein selbstangebautes Blattgemüse essen. Doch die Bewohner der Risiko-Siedlung haben dabei ein ungutes Gefühl und fühlen sich von den Behörden schlecht informiert.
Das verdächtigte Elektroschrott-Unternehmen M&R Recycling sei laut Bezirksregierung besonders sensibilisiert. Filterstäube würden regelmäßig kontrolliert, die Filteranlagen ständig gewartet und ausgetauscht. Der Reinigungszyklus sei eng getaktet. Die Firma arbeitet mit LANUV und der Bezirksregierung zusammen.
Die Firma M&R Recycling Solutions gehört zur Remondis SE & Co. KG Der Konzern ist das größte deutsche Unternehmen für Recycling, Wasserwirtschaft sowie kommunale und industrielle Dienstleistungen.

BergAUF fordert die sofortige vorübergehende Stilllegung von „M&R Recycling“ und „innogy“ Holzverbrennung in Bergkamen.

In den letzten Tagen kam an die Öffentlichkeit, dass im Industriegebiet nördlich der Erich-Ollenhauer-Straße in Bergkamen in Pflanzen erhöhte PCB-Werte gemessen wurden. Die Anwohner in der Umgebung werden aufgefordert, bis auf Weiteres kein Blattgemüse aus eigenem Anbau mehr zu verzehren.

In Frage kommen als mögliche PCB-Emittenten vor allem die Fa. „M&R Recycling“, eine Tochter des weltweit tätigen Entsorgungsunternehmens Remondis aus Lünen/Selm. Die Erfahrung zeigt, dass beim Recyceln von Elektroschrott PCB frei wird, wenn nicht äußerst sorgsam damit umgegangen wird.

Negative Beispiele sind die Fa. Envio in Dortmund und die Fa. Richter-Recycling aus Essen Kray, die beide wegen extrem hohen PCB-Emissionen stillgelegt wurden – leider erst nach massivem Protest der Bevölkerung.
Aber auch bei der Verbrennung von kunststoff-beschichteten Hölzern wie im sogenannten „Biomassekraftwerk“ wird PCB frei, weil es erst bei Temperaturen über 1000 °C zerfällt. Da dort mit niedrigeren Temperaturen gearbeitet wird und die Filteranlagen nicht dafür ausgelegt sind diese Feinst-Stäube zu erfassen, kommt auch das Kraftwerk als Quelle der PCB-Belastung in Frage.

So richtig es ist, bis zum Frühjahr weitere Untersuchungen anzustellen, so nachlässig und unzumutbar ist es, diese Betriebe weiter laufen zu lassen und damit die PCB-Belastung höchstwahrscheinlich weiter
zu erhöhen. „Wir protestieren auch entschieden, dass bis Anfang der Woche weder der Rat der Stadt Bergkamen noch die Bevölkerung über diese bereits Ende 2019 festgestellte Belastung informiert wurde.“ so Claudia Schewior/Fraktionsvorsitzende von BergAUF Bergkamen. PCB gehört zum „dreckigen Dutzend“ der giftigsten Stoffe, die die Menschheit kennt. Bereits im Nannogramm-Bereich sind sie mittel- und langfristig krebserregend und schädigen das zentrale Nervensystem. Sie können
vom menschlichen Körper nicht abgebaut werden. Deshalb ist die Einbringung von PCB in die Natur seit der Stockholmer Konferenz von 2004 weltweit (außer USA und China) strengstens verboten.

Claudia Schewior, die auch Spitzenkandidatin von BergAUF bei der diesjährigen Kommunalwahl ist fordert sofort zu handeln: „Neben der jahrelangen PCB- Einleitung in die Lippe über das Grubenwasser
liegt hier eine weitere Umweltvergiftung vor. Das Dezernat 52 der Bezirksregierung ist aufgefordert, per sofortiger Verfügung die beiden Betriebe solange stillzulegen, bis die Quelle der PCB-Belastung
gefunden ist. Selbstverständlich unter der Verpflichtung zur Fortzahlung der Löhne und Gehälter der Beschäftigten! Auch Remondis mit seinem Saubermann-Image wäre gut beraten, aus eigenem Interesse
den Betrieb stillzulegen. Alle in diesen Betrieben Beschäftigten müssen sofort die Möglichkeit erhalten sich unabhängig auf PCB im Blut und Fettgewebe untersuchen zu lassen. Nach Erfahrungen im Bergbau
und bei Envio sind die Beschäftigten jeweils besonders betroffen.“ Im Gespräch mit Werner Engelhardt/Bürgermeisterkandidat von BergAUF erklärte Herr Jungmann vom Dezernat 52 dagegen:
„Für eine Schließung des Betriebs sei es viel zu früh.“ Das ist für uns nicht akzeptabel. Werner Engelhardt, der sich seit Jahrzenten für die Aufklärung über die Gefahren durch PCB und gegen die Einleitung in die natürliche Umwelt einsetzt erklärt: „Gerade weil PCB nicht unmittelbar zu Krankheit und Tod führt, werden Vergiftungen wie bei den Bergleuten heutzutage oft heruntergespielt. Langfristig hat es aber verheerende Auswirkungen mit steigenden Krebsraten usw.“ Wieder einmal ist entschiedener Protest von Anwohnern und Beschäftigten notwendig, damit sich etwas ändert!

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