Ansprache bei der Veranstaltung mit den Frauen der Alevitischen Gemeinde Bergkamen zum Internationalen Frauentag 2015 am 08.03.2014 in Bergkamen
Die Frauen der Welt haben eine bessere Welt verdient!
Noch bis heute werden die Frauen als das „schwache Geschlecht“ bezeichnet, wobei klar ist, wer dann als das „starke Geschlecht“ gelten soll.
Wissenschaftlich betrachtet hat diese Charakterisierung keine Grundlage. Sicher haben Frauen zumeist nicht so viel Muskelkraft wie die Männer und auch die Gehirnmasse ist bei Frauen nachweislich geringer. Aber man weiß ja inzwischen, dass es nicht so sehr auf die Größe des Gehirns ankommt, sondern vielmehr auf die Qualität seiner Vernetzungen. Und was nützt viel Muskelkraft, wenn der Verstand dahinter zurückbleibt, was leider immer noch bei manchen Männern der Fall ist.
Trotz alledem dienst diese überholte Vorstellung vom „schwachen Geschlecht“ nach wie vor als Begründung für die Benachteiligung der Frauen in vielerlei Hinsicht – und zwar weltweit.
Das beginnt bei der bekannten Tatsache der schlechteren Bezahlung von Frauen bei gleicher Tätigkeit, der höheren Arbeitslosenquote bei Frauen und geht bis hin zur Gewalt gegen Frauen. Demütigung von Frauen als Haussklavinnen, Zwang zur Prostitution, Vergewaltigungen bis hin zur Ermordung von Frauen, weil sie Frauen sind, wie im Falle der jungen Türkin Özgecan Aslan – all das ist leider bis heute in wohl so ziemlich allen Ländern der Welt auf der Tagesordnung.
Deshalb ist es zu begrüßen, wenn wir in dieser heutigen gemeinsamen Veranstaltung den Kampf gegen die Gewalt an Frauen aus aktuellem Anlass in den Mittelpunkt stellen.
Die Tatsache, dass wir hier als Alevitische Gemeinde und als kommunales Wahlbündnis BergAUF zusammenarbeiten, ist ein Symbol dafür, was die Frauen der Welt – und nicht nur sie! – dringen brauchen: Internationale Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Nur so wird es möglich sein, entgegen allen Spaltungsversuchen auch hier vor Ort ganz konkret dafür einzutreten, dass der Kampf um die Befreiung der Frau Erfolg hat.
Und in dieser Beziehung sind die Frauen keineswegs ein schwaches Geschlecht: Die kämpferische Weltfrauenbewegung setzt sich nicht nur für eine Gesellschaft ohne doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Frau ein. Sie sagt selbstbewusst: Wir haben eine bessere Welt verdient und schließen dabei die Männer ganz bewusst mit ein. Denn sie weiß auch, dass die Befreiung der Frau nur geht in einer Gesellschaft, in dem auch der Raubbau an der Natur, die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, die Arbeitslosigkeit, die Armut der Massen und schlechte Bildung der Kinder der Vergangenheit angehören. Das ist natürlich nicht allein „Frauensache“. Deshalb sollten auch alle Männer, die für eine bessere Zukunft wollen, den Kampf für die Frauenrechte zu ihrer Sache machen.
Die Befreiung der Frau gegen die Unterdrückung und der Kampf um ihre Selbstbestimmung und Gleichberechtigung sind aber auch und vor allem eine Aufgabe der Männer, Männersache also. Wir stehen hinter und neben unseren Frauen und kämpfen dabei an ihrer Seite.
In diesem Sinne wünsche ich im Namen der Mitglieder und des Vorstands von BergAUF – Frauen und Männer – der heutigen Veranstaltung ein gutes Gelingen und uns allen auch in Zukunft eine gute und solidarische Zusammenarbeit!