Leserbrief zum Thema Erdbeben und Grubenwasser

Werner Engelhard verfasste einen Leserbrief, der im Westfälischen Anzeiger veröffentlicht wurde:

27.11.2019
Leserbrief zu Ihrem Artikel in der heutigen Ausgabe auf Seite Bergkamen 1
„Ruhr-Universität untersucht Beben im Kreis“

Als einer, der die Sitzung des Umweltausschusses am 31.10.2019 im Rathaus verfolgte, sträuben sich mir die Nackenhaare! Die RAG war geladen, um über ihre Messergebnisse zur PCB-Belastung des Grubenwassers zu berichten, das ungefiltert in großen Mengen in die Lippe eingeleitet wird, 13 Mio. m3 pro Jahr.

Die Herren Löchte u.a. beharrten darauf, die Ergebnisse der PCB-Messungen ihrer „Pilotanlage“ am stillgelegten Bergwerk Haus Aden/Bergkamen weiterhin geheim zu halten. Sehr zum Unmut der zahlreichen Tribünen-Gäste und der Vertreter von BergAUF im Ausschuss.
Als klar war, dass die RAG mauerte, wurde sie nach weiteren Gefahren der Grubenwasseranhebung gefragt. Antwort: Keine Gefahr.
Und nun, wenige Tage nach dieser Sitzung und nach Beginn der Flutung des Bergwerks, wackelten rund um in Bergkamen und im westlichen Teil der Stadt Hamm die Wände zum ersten mal seit langen ganz bedenklich mit bis zu 2,6 auf der Richterskala.
Wie längst vermutet, bestätigt der Leiter des Seismologischen Observatoriums der Ruhr-Uni, Dr. Fischer, dass die „erhöhte Bebentätigkeit mit dem Anstieg des Grubenwassers zu tun hat.“ Der Experte meint, wir müssten uns „auf weitere Beben einstellen.“ Wenn es aber Beben gibt, ist das ganze Gefasel der RAG, alles sei sicher, völliger Unsinn, getrieben von ihrer Profitlogik!
Die 1,6 Mio. Tonnen Giftmüll unter Tage sind nämlich dann keineswegs „sicher eingeschlossen“, wie die RAG gebetsmühlenartig behauptet! Das Ultragift PCB wird keineswegs brav in die tiefsten Tiefen wegsacken, sondern durch neue Risse und Wasserwege bis nach oben gelangen und unser Grund- und Trinkwasser vergiften!

Und wo Beben sind drohen weitere Gefahren: erhöhtes Tagesbruch-Risiko, erhöhtes Ausgasungsrisiko Methan – extrem klimaschädlich!), Beeinträchtigung der Grund- und Fließgewässer, Trinkwasservorkommen und Mineralwasserquellen sowie Hebungen an der Oberfläche.
All diese Risiken für das gesamte Ruhrgebiet werden durch die relativ deutlichen Beben greifbar. Die Flutung der Bergwerke im gesamten Ruhrgebiet ist ein vollkommen unkalkulierbares Projekt. Es gibt dafür keinerlei Vorbilder, keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse und deshalb keinerlei Prognose für den Ausgang dieses offenen Feldversuchs. Getrieben von der Profitgier will die RAG im Zusammenspiel mit Bundes- und Landesregierungen dieses Projekt durchführen. Das Risiko liegt bei uns, denn die RAG hat ihr von den Bergleuten erwirtschaftetes Kapital zumeist in andere Bereiche verschoben, Stichwort: EVONIK, VIVAWEST

Ein Grund mehr, der RAG in den Arm zu fallen und den sofortigen Stopp der Flutung der Bergwerke, die Filterung des PCB aus dem Grubenwasser und die Bergung des Giftmülls zu fordern!
Anstatt uns nur „auf weitere Beben einzustellen,“ heißt es für alle, die hier auch in Zukunft leben wollen:
Aufstehen! Organisiert Widerstand leisten!

Werner Engelhardt, Bergkamen

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