Grußwort des Fraktionsvorsitzenden Werner Engelhardt bei der Veranstaltung zum Internationalen Frauentag 2013 in Bergkamen
Ein herzliches Glückauf Ihnen allen, im Namen des Vorstands und der Fraktion BergAUF. Herzlichen Dank den Organisatorinnen für die Einladung und dafür, dass sie in ihrem Engagement nicht nachlassen und sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen.
»Frauen handeln – WIR räumen auf!« ist das Motto, der diesjährigen Veranstaltung und ich verstehe dies auch als Kampfansage an die althergebrachte Tradition, dass hauptsächlich Frauen für das Aufräumen, Putzen, Waschen, Kochen usw. im Haus und am Herd verantwortlich sind.
Nun stand ja gestern in der Lokalpresse, die Anteil der Frauen an den Erwerbspersonen sei in Bergkamen seit den 1970er Jahren um 60 Prozent gestiegen. Dazu muss man aber wissen, dass der Anteil der Frauen mit Vollzeitjob seit 1991 von 61 auf 41 % geschrumpft ist. Und außerdem sei daran erinnert, dass vor 40 Jahren in der Regel eine Familie von einem Arbeitseinkommen noch leben konnte. Es hilft uns also nicht weiter, mit irgendwelchen statistischen Winkelzügen die Benachteiligung der Frauen schön zu reden.
Tatsache ist: Haushalte mit Alleinerziehenden – meist Müttern -, die 2 und mehr Kinder haben, sind zu fast zwei Drittel von Armut bedroht. Bei Paarhaushalten mit drei und mehr Kindern wächst das Armutsrisiko sprunghaft auf 22,3%, betrifft also fast jedes 5. Kind. Somit lebten 2010 laut dem Entwurf des noch nicht ganz so geschönten Armutsberichts, der inzwischen ja zum Reichtums-Bericht umgedichtet wurde, 2,51 Mio. Kinder in Deutschland in Armut, was natürlich die Mütter besonders trifft, die dann im Alter die Armutskeule mit voller Wucht trifft.
Aufzuräumen gilt es also vor allem mit der Armut, mit Niedriglöhnen und Billigjobs, und ich frage mich immer wieder, ob es denn ein einziges vernünftiges Argument dagegen gibt, in einem der reichsten Länder der Erde wie Deutschland keinen Mindestlohn festzulegen, der so hoch ist, dass man ehrlicher Arbeit auch vernünftig leben kann!
Aber immerhin: Jetzt sind auch Frauen bei den Superreichen mit vorne mit dran. Die reichste Frau Deutschlands, immerhin an 5. Stelle der Rangliste, kann sich über einen täglichen Vermögenszuwachs von 1,2 Mio. € freuen. Sage also niemand, es sei kein Geld da!
Aufzuräumen gilt es auch mit dem Sexismus – wobei man den natürlich nicht einfach wegwischen kann wie den Dreck an den Fenstern! Wenn der höchstrangige Politiker in Deutschland den Frauen, die den Sexismus eines gewissen Herrn Brüderle zu Recht angreifen, unterstellt, sie seien Furien, dann weiß man: Es muss noch viel aufgeräumt werden in den Köpfen vieler Männer, in der Werbewirtschaft, bei der Mode, bei den Gerichten usw. usf.
In dieser Beziehung werden ja gerade in Indien Zeichen gesetzt, wo die besondere Rechtlosigkeit der Frauen und der Sexismus in der Gesellschaft eine unheilige Allianz bilden, die – gemeinsam mit den vielen Männern – gerade aufgebrochen wird.
Sicher – die Lage der Frauen in den verschiedenen Ländern und Erdteilen unterscheidet sich zum Teil beträchtlich. Aber grundsätzlich wächst weltweit das Streben nach einer Gesellschaft, in der Männer und Frauen tatsächlich in allen Belangen gleichberechtigt sind.
Das ist sicher noch ein langer Weg, packen wir’s gemeinsam an!
In diesem Sinne wünsche ich der heutigen Veranstaltung viel Erfolg!